Gedanken für den 27. März - Einsamkeit

Neulich habe ich nachgezählt, mit wievielen Menschen ich in den vergangenen sieben Tagen real Kontakt hatte? Es waren weniger als zehn... Normalerweise sind es pro Woche an die hundert Menschen. Vermutlich geht es vielen so – und das wäre ja auch ganz im Sinne der Infektionsvermeidung. Um viele von uns wird es etwas stiller und einsamer.

Einsamkeit ist ein großes Problem – vor allem in der realen Welt. Dennoch möchte ich aus theologischer Perspektive etwas dagegenhalten (davon geht die Einsamkeit nicht weg, ganz klar, aber bedenkenswert erscheint es mir dennoch): Du bist nicht allein. Du magst zeitweilig keine reale Gesellschaft haben, aber du bist ein Teil großer, teils riesiger Gemeinschaften. 8 Milliarden Menschen auf der Welt, über 80 Millionen in Deutschland, über 3000 Evangelische in und um Moosburg. Auch wenn du es bisweilen nicht sehen, nicht spüren und erleben wirst: Wir sind viele.

Aber das ist lange nicht alles. Wichtiger erscheint mir: Ich bin Teil einer Gemeinschaft, die über Zeit und Raum hinausgeht. Christinnen und Christen sind seit rund 2000 Jahren auf der Welt – teils unter großen Nöten – und fast überall auf der Welt gab und gibt es welche. Mögen wir auch in Zeit und Raum, auch durch Konfessionen und Streitigkeiten getrennt sein, alle Christinnen und Christen sind Teil der einen Kirche Jesu Christi. Das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, mehr noch der Glaube selbst verbinden uns. Dazu habe ich einen passenden Text aus einer Kirche in Jerusalem gefunden:


Gott, unser Vater,
wenn ich zurückreisen könnte
durch die vergangenen zweitausend Jahre,
und wenn ich dem folgen könnte,
was von Jesus ausging
und dann weitergegeben wurde von Menschen,
deren Hoffnung andere inspiriert hatund so nun mich erreicht hat,
dann wäre ich erstaunt,
was für Menschen ich begegnen würde.


Ich danke dir, Vater,
für all diese Menschen,
zweitausend Jahre lang,
die andere berührt haben,
und die es waren,
die von Generation zu Generation
weitergegeben haben
das lebendige Erbe ihres Glaubens.

Ich bin Teil einer großen Gemeinschaft, die gemeinsam hofft, gemeinsam vertraut, gemeinsam leidet, gemeinsam betet. Wir waren da, wir sind noch da und wir werden da sein.

(Pfarrer Steffen Barth)