Gedanken für den 30. April 2020 - Suchet der Stadt Bestes...

Im Zusammenhang mit den aktuellen „Lockerungsdiskussionen“ in diesen Tagen sind mir drei Texte in den Sinn gekommen, die auf den ersten Blick zunächst nicht zusammen passen. Gleichwohl sehe ich einen inneren Zusammenhang, der mir zunehmend wichtiger erscheint:

Zum ersten die bekannte Bibelstelle beim Propheten Jeremia:

Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl.

(Jeremia 29,7)

Dann dieser sperrige Text von Kent Keith in Anlehnung an die zehn Gebote – die das Zusammenleben der Menschen fördern sollen (und nicht nur Einschränkung oder gar Verbote intendieren):

Die paradoxen 10 Gebote

  1. Die Menschen sind unlogisch, unvernünftig und egoistisch. Liebe sie trotzdem.
  2. Wenn Du Gutes tust, werden Dich die Menschen anklagen wegen >unlauterer Motive<. Tue trotzdem das Gute.
  3. Wenn Du Erfolg hast, wirst Du falsche Freunde und richtige Feinde gewinnen. Arbeite trotzdem an Deinem Erfolg.
  4. Das Gute, dass Du heute tust, wird morgen vergessen sein. Tue trotzdem Gutes.
  5. Ehrlichkeit und Offenheit machen Dich verletzlich. Sei trotzdem offen und ehrlich.
  6. Die Menschen mit den größten Ideen werden abgeschossen von den Menschen mit den kleinsten Ideen. Denke trotzdem groß.
  7. Die Menschen haben Mitleid mit dem Verlierer, aber folgen nur dem Sieger. Kämpfe trotzdem für die Verlierer.
  8. Was Du in Jahren aufgebaut hast, kann in einer Nacht zerstört werden. Bau trotzdem.
  9. Menschen brauchen wirklich Hilfe, aber greifen Dich an, wenn Du ihnen hilfst. Hilf ihnen trotzdem.
  10. Gib der Welt das Beste, was Du hast, und Du wirst dafür geschlagen. Gib der Welt trotzdem Dein Bestes.

(Aus: „Anyway“ von Kent Keith)

Wie wirken diese „verfremdeten Gebote“ auf Sie? Wie ist Ihre spontane Reaktion?  Eher ablehnend im Sinn von „weltfremd“? Zählt bei uns nicht doch der Erfolg samt ausgefahrenen Ellenbogen?

Momentan scheint dies  im Zusammenhang mit Corana zuzutreffen, in dem die gesellschaftliche Ungeduld „aus dem Ruder zu laufen“ scheint und Klagen gegen (vermeintliche(?)) Ungleichbehandlungen in Schule und im Handel „Konjunktur“  haben. Aber dies ist wohl der Preis für eine „schnelle“ Erfolgsgesellschaft, die mit dem „Shutdown“ so ihre Probleme hat.

Gleichwohl steht – für mich aus gutem, nachvollziehbaren Grund  -  und das ist das dritte Zitat - Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vorrangig vor anderen Grundrechten:

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Das gilt  - neben allen Risikogruppen – auch und gerade für die schwächsten der Gesellschaft, die meist ohne Lobby da stehen, die wortgewaltig für die Interessen der eigenen Klientel streiten.

In diesem Sinne: Bleiben Sie zurückhaltend und gesund – schließlich kann auch ein Brief Freude bereiten – ganz abgesehen von „digitalen“ Kontaktmöglichkeiten, die sich glücklicherweise heute bieten und gehen wir verantwortlich mit den zurückhaltenden Lockerungen um.

Und genießen wir die vorsichtigen Lockerungen – Gesundheit und Gesundheitsschutz sind schließlich lebensfördernd – ja sogar Voraussetzung für Leben an sich.

Und mögen unsere Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen ihrem geleisteten „Verfassungseid“ gerecht werden und zum Wohle des Volkes entscheiden und handeln…

(Harald Hauschild)